R e z e n s i o n |
... das, an dem wir leiden, das, was wir loswerden wollen, das, was uns typisch Deutsche ausmacht. Es ist unser Stolz und unser Schrecken. Es ist das, was gefährlich werden kann und das, was R a i n e r H e r o l d - er wiederum Inbegriff eines unpolitisch politischen Künstlers - in der Abgeschiedenheit einer Landschaft zu bewältigen und von dem er sich zu lösen sucht. Auf den Bildern Herolds windet sich Geknäuel, recken und verschlingen sich Weichteile, im Grunde eher Animalisches als Landschaftliches, auch wenn die Darstellung ins Querformat gestreckt ist. Der Gedanke an Laokoon führt hier direkt zu den ewigen Themen, jenseits von jeglichem politisch aktuellen Anlass: Schmerz. Gefesseltsein. Verstricktsein. Freiheitswunsch. Ewige Wiederholung. Rainer Herold war Ende der sechziger Jahre der erste Künstler in der DDR, der mit Siebdruck experimentierte, eine damals als "westlich", wenn nicht gar "amerikanisch" geltende Technik. Es waren zart lasierende Farbtöne von einer Transparenz, die ähnlich den Farbraum seiner jetzt ausgestellten Arbeiten bestimmt. Warum ich das erinnere: weil die These von der Autonomie der Kunst oder auch ihrer Freiheit fadenscheinig daherkommt: es braucht offensichtlich den Zufall und Laissez-faire, solche vom Jahrestagsgeschäft und berechneter Motivwahl freie Kunst in politischem Rahmen gewürdigt zu finden. Eingedenk der Auseinandersetzung um das zeitgleiche Weimarer Machwerk "Aufstieg und Fall der Moderne" erweist sich die kleine, fast improvisiert wirkende Berliner Auswahl von bemerkenswert achtungsvollem Umgang mit künstlerischen Sichten ...
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